Fujifilm-Rezept »Hanseatic«

Fujifilm-Filmrezepte verleihen Bildern schon in der Kamera ihren Look. Viele entstehen jedoch unter anderen Lichtbedingungen. »Hanseatic« ist die nordische Antwort – ein Rezept für das weiche, kühle Licht der Ostsee, das Farben natürlicher und harmonischer wirken lässt.

Fujifilm-Rezept »Hanseatic«

Fujifilm-Kameras sind bekannt dafür, dass man Bildern einen bestimmten Look schon während der Aufnahme verleihen kann. Dieses Prinzip ist auch als »SOOC« (straight out of camera – direkt aus der Kamera) bekannt und hat den Vorteil, dass man im Nachgang nicht mehr viel an den Bildern bearbeiten muss. Die selbst erstellen Looks lassen sich als »Filmrezepte« abspeichern und teilen. Im Netz kursieren eine Menge solcher Rezepte; sie werden auch rege genutzt, wie Beiträge auf Reddit, Instagram und gar TikTok beweisen. Sie können auf Seiten wie Fuji X Weekly oder Fujifilm Simulations gefunden und genutzt werden.

So praktisch die Looks auch sind, haben sie auch wiederum Einschränkungen. So basieren viele Rezepte auf einen festen Wert im Weißabgleich, z. B. »4600 K«. Da wir als Fotografen aber weniger Objekte, Szenen oder Menschen fotografieren, sondern vielmehr das reflektierte Licht einfangen, muss sich unsere Fotografie an diese Lichtbedingungen anpassen. Mit einem festen Kelvin-Wert beim Weißabgleich sind wir weniger flexibel und gehen weniger auf die Lichttemperatur unserer Umgebung ein. Der Fakt, dass diese Bedinungen variieren, ist zugleich die größte Schwäche dieser Rezepte. Der Autor von Fuji X Weekly, Ritchie Roesch, lebt in Arizona. Dort herrschen völlig andere Lichtbedingungen als hier oben bei mir in Rostock vor. Anfangs habe ich die Rezepte rege genutzt, mich aber geärgert, dass meine Ergebnisse selten so wirken wie auf den Beispielbildern der Filmrezepte.

Die Lichtverhältnisse variieren in Rostock im Vergleich zu Arizona dahingehend, dass der Sonnenstand und -winkel anders ausfällt. In Rostock steht die Sonne selbst im Sommer tiefer, weshalb das Licht »weicher«, flacher und bläulicher ausfällt. In Arizona steht die Sonne steiler, das Licht ist direkter und Blauanteile werden stärker gestreut, wodurch ein knalliges, warmes und klares Licht entsteht. Auch kommt in Arizona das Licht »sauberer« durch, da die Luft extrem trocken ist; anders in Rostock: Durch die Nähe zur Ostsee haben wir eine höhere Luftfeuchtigkeit und dadurch häufiger Dunst, Aerosole und diffuse Wolken. Diese Partikel streuen das Licht und Farben werden gedämpfter, Kontraste fallen flacher aus und Schatten wirken weicher.

Worauf kommt es nun also an, wenn wir Rezepte erstellen wollen? Viele der Rezepte auf Fujifilm X Weekly gehen von einem neutralem, warmen Licht aus. Wir müssen in unseren Breitengraden durch eine leichte Wärmezugabe gegen justieren, um den kühlen Licht entgegenzuwirken. Da hier die Schatten weicher und flacher sind, können wir den Shadow-Ton ruhig kräftiger (z. B. –1 statt –2) und der Highlight-Ton sanfter (+1 statt +2) einstellen. Ferner dämpft das Nordlicht die Farben, weshalb man den Einstellungen unter »Farbe« den Wert etwas höher einstellen sollte; auch kann man den Color-Chrome-Effekt mit »schwach« nutzen, um etwas Lebendigkeit in die Bilder zurückzubringen, ohne dass es übertrieben wirkt. Dadurch, dass das Licht oft »grauer« ausfällt, kann eine leichte Überbelichtung bei den Einstellungen von etwa +1/3 bis +2/3 EV helfen.

Filmrezept »Hanseatic«

Auf Basis dieser Überlegungen habe ich ein eigenes Rezept entwickelt, »Hanseatic«, das den Lichtbedingungen der nördlichen Städte gerecht wird.

Einstellung Wert
Film-Simulation Classic Chrome
Körnungseffekt Schwach › Klein
Farbe Chrome Effekt schwach
Farbe Chrome FX Blau schwach
Weißabgleich Priorität-Umgebung (WB-A), R2/B–2
Dynamikbereich DR400
D-Bereichspriorität aus
Tonkurve H–1, S–2
Farbe +4
Schärfe 0
Hohe ISO-Nr –4
Klarheit 0
ISO Auto 640–3200

Dieses Rezept ist natürlich nur eine Empfehlung und kann auf eigene Bedürfnisse hin angepasst werden. Denkbar wären zum Beispiel:

Allgemein

  • für eine herbstlichere Darstellung kann die Filmsimulation »Nostalgisches Negativ« eine noch wärmere Stimmung erzeugen

Bei Sonne und goldene Stunde

  • Highlight Tone auf »0« für mehr Zeichnung am Himmel
  • Color Chrome FX Blau auf »stark« für ein satteres Blau im Himmel

Bei Nebel, Regen oder Winterlicht:

  • Shadow Tone auf »0«
  • Klarheit auf »–2« für weichere Übergänge

Hinweis: Alle Bilder wurden lediglich begradigt und zugeschnitten und entsprechen sonst der Ausgabe aus der Kamera (SOOC). Verwendet wurde eine Fujifilm X-T50 mit einer Viltrox 35mm f/1.7 (eingestellt f/16). Aufgenommen wurden die Motive kurz vor der goldene Stunde.