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Was machst du eigentlich den ganzen Tag? (März 2024)

Auf Mastodon gesehen und inspiriert von Thomas, der sich wiederum von Frau Brüllen inspirieren ließ. Hier der normale Alltag eines Lehrers.

05:00 klingelt der Wecker. Das ist absichtlich viel Zeit, damit ich die Snooze-Taste und meine Schlafgewohnheiten quälen kann.

07:15 Uhr in der Schule, schnell etwas ausdrucken, markieren, eine aufgeregte 7. Klasse in den Klassenraum hereinlassen: Wir schreiben eine Klassenarbeit.

Erster Block: Wir schreiben eine Klassenarbeit in Englisch. Keine Vorkommnisse. Überprüfung der Getränke-Etiketten brachte keine Spickzettel hervor. Die Schüler dachten, ich mache das scherzhaft, aber innerlich ist es mir todernst. Man weiß ja nie. Merke, dass ich kurz auf Klo müsste. Das kann aber erst mal warten. In der gemeinsamen Frühstückspause genieße ich meine Stulle, originaler Schwarzwälder Schinken.

Erste Pause: Suche die Dokumentenkamera und schaffe es, mein Leih-iPad abzugeben, das ich nie wirklich genutzt habe und eine Kollegin besser gebrauchen kann.

Zweiter Block: Englisch 5. Klasse. Wir benutzen erstmalig die Dokumentenkamera, die man am Smartboard anschließen kann. Die Schüler sollen ihre Antworten auf dem AB unter der Kamera aufschreiben, einer nach dem anderen. Mal was anderes. Haben einen Text über das Sonnensystem gelesen, ein Schüler hat die doppeldeutige Anspielung von “Uranus” gecheckt.

Zweite Pause: Schüler will mir einen Kartentrick zeigen, sehr amüsant. Bemerke anschließend, dass der Auf- und Abbau der Dokumentenkamera sehr zeitaufwendig ist. Will es kommende Stunde aber trotzdem noch mal nutzen. Zur Toilette schaffe ich es immer noch nicht. Pausen sind nicht nur ein Fremdwort, sondern auch völlig überbewertet.

Dritter Block: Vertretung Deutsch in der 6. Klasse. Perfekt und Präteritum. Erstmalig in dieser Klasse. Sie müssen viel schreiben, arbeiten aber super mit. “Wenn die Hand schmerzt, setzt der Lernprozess ein”, sage ich scherzhaft. Müdes lächeln. Trockener Humor ist noch nicht deren Sache. Dafür einer interessierten Kollegin gezeigt, wie man die Dokumentenkamera nutzt, sie kommt zu Stundenbeginn mit rein. Am Ende der Stunde Werwolf gespielt, das haben die Schüler sich aber auch verdient.

Dritte Pause: Ich bin mit dem Abbau der Dokumentenkamera beschäftigt. Das Ding werde ich so schnell nicht mehr nutzen, da hätte man ja auch gleich beim Polylux/Overheadprojektor bleiben können. Das kostet mir zu viel Zeit, stattdessen hätte ich auf Toilette gehen können, was ich immer noch nicht geschafft habe. Auf dem Weg zur Schach-AG sehe ich auf dem Flur, wie der Schüler aus der vorherigen Pause seiner Bio-Lehrerin nun ebenfalls den Karten-Trick zeigt.

Vierter Block: Schach-AG. Eine ehrenamtliche, unbezahlte Geschichte. Wenn Schüler dich fragen, ob man eine Schach-AG gründet, sagst du nicht nein. Heute schauen wir uns einen Kurzfilm zur Geschichte des Schachs an und perfektionieren anschließend unsere Taktiken. Parallel läuft dabei das letzte Eishockeyspiel der Toronto Maple Leafs. Hatte das irgendwann einfach mal aus Spaß angemacht, jetzt läuft es immer parallel mit, während wir spielen. Die Maple Leafs haben gegen die Boston Bruins leider 1:4 verloren. Habe es zusätzlich noch geschafft, die Tägliche Übung der 5. Klasse zu korrigieren, damit ich das daheim nicht mehr muss. Zum Ende des Blocks gehe ich mit zwei Schülern Gläser abwaschen, aus denen wir getrunken haben. Sehr persönliche Gespräche.

Feierabend. Es ist 15 Uhr. Bevor ich meine Bahn erwischen muss, eile ich fix auf Toilette. Wird auch Zeit. Am Bahnhof steht eine Meute Schüler, ich will aber meine Ruhe haben. AirPods rein, Geräuschunterdrückung. Ruhe. In der Bahn versuche ich in meiner Bibel zu lesen, was mir nur kurz gelingt. Kopfschmerzen.

Gegen 16 Uhr daheim. Ich habe mich für ein Pilzgericht entschieden und ärgere mich, dass ich die 400g Champignons in Scheiben schneiden muss. Aber es lohnt sich. Die Kopfschmerzen intensivieren sich, ich lege mich schlafen. 2 h. Dann Unterrichtsplanung. Anschließend: Nichtstun. Reicht auch für heute.

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