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Kommentierte Anleitung (2): Die Wahl der passenden Schriftart

3D-Grafik eines Computers mit schwebenden Icons und einem virtuellen Dokument, einer Tastatur, einer Maus, einem Farbfächer und einem Becher mit Stiften, daneben steht der Text „Die richtige Schrift wählen“.

Ein effektives Design braucht mehr als nur ein ansprechendes Farbschema – es erfordert auch eine durchdachte Schriftauswahl. Während wir uns im letzten Beitrag darauf konzentrierten, wie man ein Farbschema erstellt, werden wir uns in diesem Beitrag der Kunst der Schriftauswahl widmen. Die Wahl der Schriftart kann eine komplexe Aufgabe sein, da sie einen wesentlichen Einfluß auf das gesamte Erscheinungsbild und die Wahrnehmung des Lesers hat. Mein Ziel ist es, dir dabei zu helfen, das Bewusstsein und das Wissen zu erwerben, um eine Schriftart auszuwählen, die nicht nur das Thema und den Zweck deiner Arbeit ergänzt, sondern auch leicht lesbar und ansprechend für deine Zielgruppe ist. Lass uns gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen und die wichtigen Aspekte der Schriftauswahl, wie Lesbarkeit, Zielgruppe und die Wahl zwischen Serifschriften und serifenlosen Schriftarten, untersuchen.

Lesbarkeit

Der wohl wichtigste Faktor bei der Auswahl einer Schriftart ist ihre Form. Speziell sollte man die Gestaltung der einzelnen Buchstaben genau betrachten. Bei diesem Aspekt kann es häufig zu Schwierigkeiten bei der Unterscheidung kommen:

  • großes i vs. kleines L: Einige Schriftarten, wie Helvetica und ihr Klon Arial, stellen das große „i“ und das kleine „L“ identisch dar. Bis Mai 2023 nutzte ich die Schriftart „Neue Frutiger“ für meine Arbeitsblätter, in der diese beiden Buchstaben ebenfalls gleich aussahen. Im Gegensatz dazu unterscheidet die Schriftart „Meta Pro“ zwischen ihnen. Fibel-Schriften, wie etwa die „Nord“, passen das kleine „L“ ebenfalls an. Ein praktisches Beispiel für mögliche Verwechslungen ist der Name „Iller“, eines Flusses in Bayern, der fälschlicherweise als „lIler“ oder „liler“ interpretiert werden könnte.
  • r + n und m: Heißt es „vorn“ oder „vom“? Manche Schriftarten (wie etwa die Helvetica) lassen optisch ein „r“ und ein „n“ miteinander zu einem „m“ verschmelzen. Diesen Effekt beobachtet man hier besonders bei serifenlosen Schriftarten.
  • O und 0: Auch bei dem dem Großbuchstaben „o“ und der Zahl 0 kann es zu Verwechslungen kommen. Leider sind hier nur wenige Schriftarten auf diesen Umstand eingestellt, insbesondere Codeschriften (sogenannte Monospace Fonts) haben einen Punkt oder einen Strich durch die Null, um zu signalisieren, ob es sich um eine Zahl oder einen Buchstaben handelt – bei der Programmierung ist diese Unterscheidung unabdingbar.
Infografik mit dem Titel ‘Formtücken: Verwechslungsgefahr’, die die Schriften ‘Helvetica’, ‘Fira Sans’ und ‘Suisse Int‘l Mono’ vergleicht. Es werden die Zeichen I/l, rn/m und 0/O gegenübergestellt.

In jeder Schriftart hat jeder Buchstabe unterschiedliche Höhen. Eine Höhe wird dabei als sogenannte x-Höhe definiert. Die „x-Höhe“ bezieht sich auf die Höhe des Kleinbuchstabens „x“ in einem Schriftzug. Die x-Höhe ist ein wichtiges Element bei der Gestaltung von Schriften und beeinflusst die Lesbarkeit und das Erscheinungsbild des Textes. Es wird dabei gesagt, dass eine höhere x-Höhe die Lesbarkeit erhöht. Beispiel für unterschiedliche x-Höhen:

Infografik, die die x-Höhen von 'Fira Sans' und 'Adobe Garamond Pro' vergleicht, wobei 'Fira Sans' eine höhere x-Höhe aufweist.

Auch das Gewicht einer Schriftart beeinflusst ihre Lesbarkeit. Das Gewicht einer Schriftart bezieht sich auf die Dicke der Striche, die verwendet werden, um die Buchstaben zu formen. Es variiert von dünn (light) bis sehr dick (bold oder black). Die Strichstärke einer Schrift bezieht sich auf den Kontrast zwischen den dicksten und dünnsten Teilen der Buchstaben in einer Schriftart. Eine Schriftart mit konstanter Strichstärke, wie Arial, hat die gleiche Dicke über die gesamte Linie der Buchstaben, während eine Schriftart mit variabler Strichstärke, wie Times New Roman, dünne und dicke Teile in jedem Buchstaben hat.

Die Lesbarkeit kann durch die Wahl des richtigen Gewichts und der richtigen Strichstärke verbessert werden. Eine mittlere Strichstärke (medium oder regular) und eine konstante Strichstärke können die Lesbarkeit verbessern, da sie einen guten Kontrast bieten und die Buchstaben klar definiert sind. Zum Beispiel können Schriftarten wie Arial oder Helvetica, die eine konstante Strichstärke haben, bei kleineren Schriftgrößen oft leichter zu lesen sein als Schriftarten wie Times New Roman, die eine variable Strichstärke haben. Andererseits kann eine zu hohe Strichstärke (zu fettes oder schwarzes Gewicht) die Buchstaben verklumpen und die Lesbarkeit bei kleineren Schriftgrößen beeinträchtigen. Bei Überschriften oder kurzen Textblöcken kann jedoch ein höheres Gewicht (bold) dazu beitragen, Aufmerksamkeit zu erregen und die Lesbarkeit zu verbessern.

Was du nun tun kannst

Praktische Anwendung

Wenn du eine Schriftart auswählst, kannst du genau jene Buchstaben eingeben und darauf achten, wie sie im Gesamtspiel wirken. Du wirst nur selten eine Schriftart finden, die alle Punkte bezüglich der Form und ihrer Lesbarkeit berücksichtigen kann. Wenn du nun deine Auswahl auf zwei Schriftarten reduzieren konntest und dir nun die Auswahl schwer fällt, dann könnte die Wahl im Vorzug für die Schrift fallen, die leichter lesbar ist. Achte dann vor allem auf Formen, die leicht verwechselt werden können (i/L, rn/m, O/0). Bevorzuge eine Schrift, die eine höhere x-Höhe aufweist und auf eine mittlere, wenig variable Strichstärke (regular) basiert.

Zielgruppe

Bei allem, was wir erstellen, steht vor allem eine Zielgruppe im Fokus: Schülerinnen und Schüler. Bei der Auswahl der Schriftarten für Materialien, die in der Schule verwendet werden, sollten wir bedenken, dass unsere Zielgruppe eine breite Altersspanne hat – von jungen Kindern, die gerade erst das Lesen lernen, bis zu Jugendlichen, die sich auf das Abitur vorbereiten. Deshalb müssen wir Schriftarten wählen, die leicht zu lesen sind und verschiedene Leselevel ansprechen.

Junge Schüler profitieren von Schriftarten, die den Buchstabenformen ähneln, die sie in der Schule lernen. Für ältere Schüler sind komplexere Schriftarten, die auf digitalen Geräten gut lesbar sind, entscheidend. Hier können serifenlose Schriftarten wie Arial oder Verdana gut funktionieren.

Bedenke außerdem den Kontext. In formellen Dokumenten oder für wichtige Mitteilungen ist eine professionelle, klare Schriftart wichtig. Wenn du hingegen eine Einladung für ein Schulfest gestaltest, kannst du auch verspieltere, unkonventionelle Schriftarten verwenden. Denke stets an deine Zielgruppe und den Kontext, bevor du eine endgültige Entscheidung triffst.

Was du nun tun kannst

Praktische Anwendung

Wenn du eine Schrift auswählst, achte vor allem darauf, dass sie gut zu deiner Zielgruppe passt. Überlege dir, wer deine Texte lesen wird. Sind es Kinder, die gerade erst das Lesen lernen? Dann solltest du eine einfache, klare Schriftart wählen, die den Buchstabenformen ähnelt, die sie in der Schule lernen. Sind es Jugendliche oder Erwachsene, die flüssige Leser sind? Dann kannst du komplexere Schriftarten verwenden, die mehr Persönlichkeit und Stil haben. Achte auch auf den Kontext und den Zweck deines Textes. Ist es ein formelles Dokument oder eine lässige Einladung? Die Wahl der Schriftart kann den Ton deines Textes stark beeinflussen, also wähle weise.

Exkurs: Open Dyslexic

Open Dyslexic

Infografik zeigt das Alphabet, Zahlen und ausgewählte Symbole in der Schriftart Open Dyslexic.

Exkurs

Die Schriftart „Open Dyslexic“ wurde speziell für Menschen mit Dyslexie entwickelt, um das Lesen zu erleichtern. Sie nutzt einzigartige Formen und Strichstärken, um sicherzustellen, dass ähnlich aussehende Buchstaben leichter zu unterscheiden sind, was besonders hilfreich für Menschen mit dieser Lernschwierigkeit ist. Ihre schwereren Unterseiten können auch dazu beitragen, das „Umkippen“ der Buchstaben zu verhindern, ein häufiges Phänomen bei dyslektischen Lesern. „Open Dyslexic“ ist kostenlos und kann von der offiziellen Website des Projekts heruntergeladen werden. Da es sich um eine Open-Source-Schriftart handelt, kann sie von jedem genutzt und auch weiterentwickelt werden.

Serifen oder serifenlos

Im Beitrag „Schriftarten: Klassifikation und Wirkung (1)“ haben wir bereits über den Unterschied zwischen „Serifen“ und „serifenlos“ gesprochen. Hier noch mal kurz: Serifenschriften haben kleine Linien oder Striche an den Enden der Buchstaben, während serifenlose Schriften diese nicht haben.

Im schulischen Kontext kann die Wahl zwischen serifen- und serifenloser Schrift einen großen Einfluss auf die Lesbarkeit haben. Serifenschriften, wie Times New Roman, können in langen Texten wie Büchern und Aufsätzen besser funktionieren, da die Serifen dazu beitragen, den Textfluss zu verbessern und die Augen des Lesers über die Zeilen zu führen. Serifenlose Schriften, wie Arial oder Verdana, sind jedoch oft leichter auf digitalen Bildschirmen zu lesen, da ihre klaren, unverzierten Linien auch bei niedriger Auflösung gut sichtbar sind.

Was du nun tun kannst

Praktische Anwendung

Bei der Wahl zwischen einer Serifenschrift und einer serifenlosen Schrift solltest du das Medium und den Zweck des Textes berücksichtigen. Ist es ein langer, gedruckter Text? Eine Serifenschrift könnte die bessere Wahl sein. Ist es ein digitaler Text oder ein Text mit kurzen, prägnanten Botschaften? Dann könnte eine serifenlose Schrift besser geeignet sein. Achte auch auf deine Zielgruppe: Jüngere Schüler können mit serifenlosen Schriften besser zurechtkommen, da sie einfacher und weniger komplex sind.

Fazit

Die Wahl der richtigen Schriftart kann einen erheblichen Einfluss auf die Qualität deiner erstellten Materialien und die Fähigkeit der Zielgruppe, die Informationen zu verstehen und zu verarbeiten, haben. Verschiedene Faktoren wie Lesbarkeit, Zielgruppe und das Vorhandensein von Serifen spielen dabei eine entscheidende Rolle bei dieser Auswahl. Bei der Beurteilung der Lesbarkeit sollte man auf potenzielle Verwechslungen von Buchstaben, die x-Höhe und die Strichstärke achten. Die Berücksichtigung der Zielgruppe kann sicherstellen, dass die gewählte Schriftart altersgerecht und für den Kontext geeignet ist, egal ob es sich um formelle Dokumente oder lässige Einladungen handelt. Schließlich kann die Entscheidung zwischen serifen- und serifenloser Schrift die Lesbarkeit sowohl auf Papier als auch auf digitalen Bildschirmen beeinflussen. Wichtig ist, dass die ausgewählte Schriftart den beabsichtigten Zweck unterstützt und die Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes optimiert.

Kommentare (2)

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